Freitag, 9. November 2007

Polkabjørn & KleineHeine

Einen unserer ersten sozialen Kontakte und eigentlich den ersten Abend in einer Kneipe hatten wir mit Björn. Björn war einfach da. Als er erfuhr, daß wir Deutsche seien trug er eine Strophe eines bayerischen Liedes vor, die in etwa so ging: " Mein Vater ist ein Apenzeller jodelidili"
Danach lehnte er sich zurück und sah zufrieden aus. Bis er wieder ansetzte: die nächste Strophe mußte dran glauben und wir schauten verunsichert.
Irgendwie seltsam unser erstes Zusammentreffen mit einem Norweger.
Aber als er dann auf die Bühne schritt und anfing diese deutschen Texte auch noch zu singen und dabei zu jodeln, brach für uns endgültig die Welt zusammen. Warum jodeln, warum in Norwegen??? Doch wir begriffen schnell, dass dereilei analytischen Fragen hier fehl am Platze waren und wir uns von dieser unglaublichen Stimme und dem Schalk, den Polkabjörn im Nacken sitzen hatte, genauso begeistern ließen wie der Rest der Zuschauer. Die Musik auf der Open-Stage-Bühne wandelte sich von Hintergrundmusik zum Hauptact. Und ob ihr´s glaubt oder nicht, es hat es auch seine Reize in einer norwegischen Kneipe einen Norweger von den Apenzellern singen zu hören!
Na OK genug geschrieben, hört und urteilt doch einfach selbst.




Wir jedenfalls wurden zu treusten Fans von Björn und Heine, die reichlich Auftritte in Bergen haben unter anderm auch auf dem Oktoberfest hier (ja, Kunta du bist nicht der einzige Impoteur in Skandinavien).
Und hier noch unser Lieblingslied:

Freitag, 2. November 2007

Das setzt dem Ganzen ja wohl die Krone auf!

Wie heißt Kartoffel auf estnisch? Und wie Erbse? Und wie Melone?
All das beherrschten wir letztes Jahr schnell aus dem Eff-Eff, denn wir wohnten in einer Stadt, in der einige Straßen Gemüse – und Obstnamen trugen: Kartoffelgasse, Melonenstraße, Erbsenweg...

Dieses Jahr können wir leider keine lustigen Strassennamen bieten, wir wohnen hier sehr seriös, alle Straßen in der Gegend hier sind nach Menschen aus dem Königshaus benannt, deshalb heißt das ganze Viertel auch Kronstad. Und aus Respekt vor soviel Adel findet man im ganzen Vorort Kronstad keine einzige Kneipe oder Cafe!

Dafür liegt hier das Fußballstadion Bergens. In diesem Stadion spielt Brann, der örtliche Fußballverein, der seit der Wikingerzeit nicht mehr norwegischer Meister war und noch vor zwei Wochen kurz davor war. Und hier beginnt auch unsere erste Geschichte:
Bergen – ein Herbstmärchen
Sascha lernte fleißig Brann-Anfeuerungslieder im Norwegischkurs. Auch lernte er, dass Brann gewiß Meister werden würde, es seien nur noch drei Spiele und nur das nächste muss Brann gewinnen - leichter Gegner....!!! Und so standen wir, wie alle Bergenser, die nicht im Stadion sein durften auf dem Festplatz in der Innenstadt und starrten gebannt auf die Publicviewing-Leinwand. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, wir versprachen uns –und auch dem extra aus Berlin angereisten Besuch - sich tränenüberströmt, in den Armen liegende Norweger.... Anpfiff ... und kurz vor der Pause der erste Treffer gegen Bergen, die ich keinen Zacken aus der Krone brachen.
Aber kein Wunder, solch ruhige Fans! Klatschen war das höchste der Gefühle und ab uns zu ein leiser Seufzer. Nach der Pause gings dann so weiter wie davor, zweites Tor gegen Brann. Ein Elfmeter für Bergen wurde gehalten und dann endlich das ersehnte Anschlusstor. Zum Schluß noch zwei Pfostenschüsse hintereinander und Abpfiff.
Da standen wir nun, wussten nicht ob wir und freuen (mein netter Norwegischlehrer ist ja immer gehen Bergen) oder weinen sollten (kein Feuerwerk). Wir quetschten uns durch die vollen Straßen und waren von heulenden Bergensern umgeben.

Wir verpeilten Fußballfans erfuhren dann ein paar Tagen später, dass wenn irgendeine andere Mannschaft, die gut ist, gegen eine noch andere Mannschaft, die schlecht ist, verliert und der König von Norwegen gleichzeitig einen........ dann könnte Bergen doch noch Meister werden.
Und dann: das Unglaubliche: Feuerwerk allüberall in den Bergen und wir wussten Brann ist Meister. Die Emotionen entluden sich in Hupkonzerten (ist ja auch trockener im Auto sitzen zu können). Und wir konnten die Nacht schlecht einschlafen, da die Autohupkonzertroute scheinbar immer wieder zum Stadion führte. Aber dafür konnten wir im Norwegischunterricht singen und singen.

So viel Fußball - obwohl ja eigentlich nur Minka Fan der deutschen Nationalmannschaft ist und auch das nur aus beruflichen Gründen.

Die nächste sportliche Veranstaltung ereignete sich für uns wieder einmal überraschend, nach einem sonntäglichen Museumsausflug.... Es gibt in Bergen die Tradition zum Nationalfeiertag im Mai, dass mit Trommeln bewaffnete Herren durch die Stadt ziehen. Um das zu üben fangen sie laut Augenzeugenberichten schon Monate vorher an und terrorisieren den ganzen Frühling sonntäglich die in der Innenstadt lebenden Leute, wie z.B. mal wieder Saschas Norwegischlehrer.
Diese Trommler standen nun auch wieder in der Fußgängerzone Bergens, im Regen hatten goldene Zylinder auf den Köpfen und eine Herrschar Brannfans hinter sich versammelt. Und los gings mit Polizeieskorte durch die Straßen.
Wir hatten genug gesehen und fuhren mit dem Auto nach Hause. Zu unserer Überraschung hatten die trommelnden Herren uns verfolgt, liefen also den langen Weg von der Innenstadt bis zu uns mit ihren Trommeln und den Fans im Schlepptau. Das letzte Spiel. Es ging um nichts, Brann war ja schon vorher Meister, aber gefeiert wurde natürlich trotzdem ausgiebig (ohne einen in der Krone zu haben - Alkohol im Stadion und auf der Straße ist nämlich verboten. Falls doch mal ein Fan eine Dose Bier dabei hat wird sie, wie vor unserer Haustür, von einem freundlichen Polizisten aus der Hand gerissen und deren Inhalt auf die Straße gegossen).

So wohnen wir also. Es ist auch ohne Kartoffeln und Cafés immer viel los bei uns! :-)


(Keine Sorge, der Film dreht sich noch, der Ton bleibt jedoch aus, leider...)

Zurück ins Studio!