Dienstag, 22. April 2008

Landwirtschaftliche Neuigkeiten

Nachdem nun das Gartensenter 36 Samentütchen an uns losgeworden ist, habe ich, Minka (denn Sascha schützte Estland-Arbeitsprojekte vor), das ganze sonnige Wochende lang, die herrliche Gartenluft geatmet und zwischendurch mal schnell ein paar Beete angelegt, Unkraut gezupft und Samen in der Gegend verkrümelt. Das war gar nicht so ohne! Denn in den Muskeln machte sich alsbald ein bekanntes Gefühl breit - Übersäuerung oder so... Zwischendurch rufen wir uns immer zu: Guck mal da ist wieder der Tanker nach England! Oder: sieh mal der Spinner vom Dienst ist auch wieder unterwegs! Und der Höhepunkt: Oh, ein Dreimaster! Ach, das Segelschuschiff!Bald werden in unserem Garten Radieschen, Möhrchen, Kartöffelchen, Erbschen, Böhnchen und Kräuterlein wachsen, gedeihen und hoffentlich genießbar aufm Teller landen. Das macht echt Spaß!
Dass am Wochende auch kräftig gerastet wurde beweisen dieser Bilder:FrühstückAbendbrot( Grillen)

Mittwoch, 16. April 2008

Frühling, Giersch und Gartencenter

Nu is ja schon wieder ein wenig Zeit ins Land gegangen...der Schnee ist geschmolzen und die Vögel schlagen ordetlich Krach am Morgen - wie sagte Minkas Vater immer, wenn es soweit war: Der Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte... ! Und wie!!! Die Sonne scheint den lieben, langen Tag, noch geht ein kühler Wind und Saschas muss morgens ... doch das hält die Bergenser nicht ab, sich auf den Sonnenbänken in der Stadt zu lümmeln und das Leben zu genießen. Ja, man könnte fast meinen, uns hätte es in eine Gauloise-Werbung verschlagen, so mediteran geht es plötzlich zu. Auch bei uns da draußen, sehen wir jetzt auf einmal Kinder auf der Straße spielen oder wie die letzten Henker auf Rädern durch die Gegend sausen. Plötzlich sind auch Nachbarn da, die wir bisher immer nur hinter den üppig erleuchteten Fenster erahnen konnten. Sie hämmern nun bis spät abends an ihren Holzterassen rum, die sommerfit gemacht werden oder plaudern übern Gartenzaun. Das Leben kehrt zurück ins Land - herrlich! Saschas Norwegischlehrerin hat ja die These aufgestellt, würde es nicht so viel regnen in Bergen, lebten hier 4 Mil. Tja, vielleicht hat sie recht, denn bei diesem strahlendem Wetter will man doch nirgends anders sein!
Die Gartencenter machen in diesen Tagen sicher dicke Geschäfte. Auch wir haben zugeschlagen. Dahier hier ja alles so teuer ist, haben wir beschlossen: wir werden jetzt Bauern! Im ersten Jahr verzichten wir vorläufig auf dei Viehzucht, obgleich wir einen Hühnerstall von unseren Hausbesitzern geerbt haben. Doch dann, der erste Schock: ein Tütchen Möhrensamen kostet umgerechnet fast 4 Euro. Ob sich das lohnt? Wir waren beinah den ganzen Samstag unterwegs, um Gartenartikel zu besorgen. Ob sich das lohnt? Denn als wir am Abend zurückkehrten, inspzierten wir schlaueweise den Schuppen etwas genauer und entdeckten, eine ganze Sammlung Gartenschaufeln, -hacken,- gräten, -hieben und -schieben (oder wie das Zeug heißt). Jetzt hoffen wir, dass die seit drei Tagen anhaltendende Trockenperiode bald vorbei ist, damit wir nicht mehr so viel gießen müssen. Auf Traktoren und andere landwirtschaftliche Maschinen müssen wir leider verzichten, da unser Grundstück so steil ist und nur über ein kippeliges Treppenarrangement erklommen werden. Bald werden wir die über Flaschenzug betriebene Schubkarre erfinden.
Doch was sich in jedem Fall lohnt in den Kapmfpausen mit dem blöden langwurzeligen Giersch, ist der Ausblick auf das Glitzern des blauen Wassers am Fjord und die guten Gespräche mit den kreischenden Möwen!

Dienstag, 8. April 2008

Ostern

Ostern in Norwegen dauert ein bisschen länger als in anderen Ländern. Nicht nur, dass Donnerstag, Freitag und Ostermontag Feiertage sind, auch schon die Woche vor Ostern arbeitet eigentlich kaum jemand mehr. Stattdessen wird eine Hütte gemietet (bzw. eigene aufgesucht) und Skigefahren.
Wir haben die freie Zeit genutzt und erstmal renoviert. Dann am Samstag beschlossen wir nach Kvamkogen , da ist das nächste ca 1Stunde Autofahrzeit entfernte Skigebiet zu fahren und „lang zu rennen“. (Langlauf heißt hier nämlich „langrenn“)
Bei Sonnenschein genossen wir das wunderschöne Tal von Kvamskogen und unter der Anleitung des Skifans Jeff wateten wir durch Tiefschnee und schossen die steilsten Berge runter. Wobei Geschosse ja in der Regel auch irgendwo einschlagen. Und so auch wir, meist landeten wir am Ende einer Abfahrt im Tiefschnee.Eigentlich recht amüsant, nur Saschas Rücken war der Meinung er müsste diese ungewohnten Strapazen am Samstagabend rächen und hatte die Absicht nichts mehr zum Bewegungsapparat beitragen zu wollen. So saß er dann in unserer Wohnung und wunderte sich, dass es mit dem Aufstehen nicht mehr so klappte.

Am Sonntagmorgen wurde es immer schlimmer mit dem Rückenstreik, und so beschlossen wir das norwegische Gesundheitssystem zu testen. Grad neulich hatten wir ein Schreiben der norwegischen Krankenkasse bekommen, in dem uns ein Hausarzt anbefohlen (norw.: anbefale = empfehlen) wurde, denn jeder Norweger muss sich einen solchen aussuchen, den er dann immer zuallererst aufsuchen muss und von dem er überwiesen wird.

Sonntags und erst recht zu Ostern ist dieser Arzt natürlich nicht aufsuchbar und man muss sich zur Legewacht, der erste Hilfe, begeben. Die nächste ist in unserem Fall in einem Einkaufszentrum in der Nähe. Nette Krankenschwestern, aber der Arzt war noch nicht da und wenn er wiederkommt müsse er erstmal essen. Ja, die heilige norwegische Mittagspause.

Diagnose: Ischias eingequetscht, also lang legen statt lang rennen.Ostermontag hatten wir ein paar Freuden zum Frühstück eingeladen. Doch wie sollte das gehen mit einer durch Renovierung völlig zugebauten Wohnung und einem Sascha, der nur noch liegen konnte und einer Minka, die nicht so gechickt in Esenszubereitungn ist? Lange überlegten wir, die ganze Sache abzublasen. Doch dann entschieden wir uns doch dafür. Minka stemmte die Schränke und Sascha krauchte irgendwie in die Küche. Doch es kam wieder ganz anders: Wir warteten voller Vorfreude auf die Gäste. Bis uns Omar anrief, der uns mitteilte er könne nun doch nicht im Auto mit Jeff und Inger zu uns fahren. Nee, wieso? Na, weil die beiden auf dem Weg sind, endlich ihr Baby zu bekommen! Was für Neuigkeiten! An diesem kalten, sonnigen, völlig verschneiten Ostersonntag kam also Siri auf die Welt, während wir mit den übrigen zwei Gästen das reichliche Essen zu verputzen versuchten. Alle, die sich bewegen konnten, bauten später einen Schneemann im Garten und zertrümmerten Eiszapfen, die von den Felsen hingen, mit harten Schneebällen.

Und weil die Osterferien so schön waren, verlängerte sie Sascha gleich mal mit ner Krankschreibung.