Donnerstag, 13. März 2008

Ein neues Sofa, erwachsen sein und Mülltrennnung

Wir müssen noch mal auf unser neues Heim zu sprechen kommen und euch erzählen, dass wir jetzt stolze Besitzer (auch im wahrsten Sinne des Wortes) eines Sofas sind. Wir sind deshalb bestimmt 7 Mal bei IKEA gewesen, weil wir uns lange nicht entscheiden konnten. (Die übrigen Möbelgeschäfte verkaufen leider meist nur so biederen Kram, daher blieb nur noch das schwedische Unternehmen übrig...) Es ist ein türkises Ledersofa und macht sich extrem gut wie wir finden. Es ist ein komisches Gefühl plötzlich ein vom eigenen Geld gekauftes nagelneues Sofas zu besitzen. Bisher waren alle unsere Möbel immer aus zweiter Hand, aus Kindertagen, von der Oma, selbstgezimmert oder allerhöchstens mal ein Holzregal bei IKEA erworben. Wir fühlen uns jetzt so erwachsen damit... Neulich unterhielten wir uns mit deutschen Freunden, die auch hier leben. Hanno meinte, er habe immer gewußt, wenn er eines Tages mal eine Schubkarre besitzen würde, sei er erwachsen. Das ist nun der Fall!
Sacha hat neulich eine fette Motorsäge gekauft und auch die gibt ihm jetzt das Gefühl, "zum Klub" dazu zu gehören. Und ich habe jetzt "Hamra", besagtes Sofa.
Auf Hamra mussten wir bestimmt fünf Wochen warten und doch kam sie früher als erwartet. Und zwar mit der Post. Nachdem ein Termin vereinbart worden war, fuhr irgendwann ein riesiger Laster vor, zwei Männer kletterten
mit Hamra heraus und sprachen ein mir recht unverständliches Norwegisch. ich war extra bei der Bank gewesen, um die Kröten bar überreichen zu können (wir haben noch keine norwegischen Bankkarte), aber Bares wollten sie nicht. Das ist mir noch nie bisher passiert! Meine Visakarte funktionierte komischerweise nicht und meine Maestrokarte aus Deutschland wird hier von den Systemen sowieso nicht akzeptiert. Ein IKEA-Mensch schaltete sich per Telefon ein und so ging es dann eine Weile zwischen Lastwagen, Post und Möbelunternehmen hin und her. Schließlich durfte ich das Sofa behalten, es stand die ganze Zeit ungeduldig wartend im Garten rum, und mir wurde eine Rechnung angekündigt. Gut, warum denn nicht gleich so!
Dann ging es ans Auspacken und Zusammenbauen. Natürlich war auch eine Kleinigkeit nicht in Ordnung, aber immerhin: die Farbe stimmt, die Größe - und hoffentlich auch der vereinbarte Preis. Am Ende stand unser neues Sofa schelmisch grinsend und aufgebaut an Ort und Stelle, während wir in den Müllbergen ertranken. So war das also gedacht. Das Sofa wollte sich heimtücksich unseren Wohnraum erobern und von nun selbst bestimmen, wer auf ihm Platz nehmen dürfe und wer nicht. Doch am Ende des Abends gewannen wir den Kampf und thronen fortan siegesicher auf Hamra.
Den Plastikmüll haben wir mit schlechtem Gewissen weggebracht. Ja, es war so viel, das unsere Mülltonnen wahrscheinlich gleich voll gewesen wären. Zumal hier in der Regel nicht groß getrennt wird. Die meisten Leute hier haben gerade mal Papier und Restmüll. Wir haben außerdem einen Komposthaufen und fahren immer pflichtbewusst zu den Entsorgungsstellen für Plastik, Glas und Metall. (Unsere Vermieterin, die selbst ein bißchen öko und alternativ drauf zu sein scheint, hat uns darauf aufmerksam gemacht. Sie gestand uns, dass sie Glas manchmal in den Restmüll werfe und auch die Milchtüten... Dabei hat sie so komisch erzieherisch geguckt, als glaube sie, dass man in Deutschland von Mülltrennung noch nie etwas gehört hätte.
Viele dieser Entsorgungscontainer gibt es hier allerdings nicht. Lässt darauf schließen, dass Mülltrennung nicht so angesagt ist. Diese Container sind übrigens auch nicht besonders "aufnahmewillig".: Unsere Plastikverpackungen durften wir durch eine schmalen Spalt quetschen, während die Pappe zwischen engen Streben hindurchgepresst werden konnte... Dennoch: neulich kam ein Aufklärungsbroschürchen ins Haus, das zur Mülltrennung aufforderte und an das Umweltbewusstsein der norwegischen Haushalte appellierte. Erstaunlich war, dass der Broschüre entnehmen konnte, in welcher Fabrik, welches Material wo sortiert und recyled wird: das Plastik geht z. B. nach Skåne in Schweden, Papier nach Nordnorwegen und elektronischer Abfall nach Ostnorwegen... das klingt doch auch ziemlich erwachsen, oder nicht?


Keine Kommentare: